Der Goldene Ring (Золотое кольцо) ist ein weitläufiger Ring altrussischer Städte nordöstlich von Moskau und zählt zu den bekanntesten Reisezielen Russlands. In Städten wie Susdal, Rostow Weliki oder Pereslawl-Salesski scheint sich auf den ersten Blick seit Jahrhunderten wenig geändert zu haben. Hier überragen noch immer die Glockentürme prächtiger Kathedralen das Stadtbild. Jaroslawl und Wladimir sind dagegen heute inzwischen zu mittelgroßen Provinzzentren gewachsen.
Bei -30° in Wladimir
Die Städte des Goldenen Rings waren teilweise schon Zentren von Handel, weltlicher und religiöser Macht, als es Moskau noch gar nicht gab. Heute stehen sie aber alle im Schatten der großen Millionenstadt.
In zwei der oben genannten Städte – Wladimir und Susdal – bin ich letzten Mittwoch mit meinem Kollegen Armin aufgebrochen. Es ging bei knapp -30° mit dem Zug zuerst 200 Kilometer nach Wladimir und nachdem wir dort einige Sehenswürdigkeiten besichtigt haben fuhren wir noch 35 Kilometer weiter nach Susdal. Dort verbrachten wir einen lustigen Abend und übernachteten in einem Hostel. Am Donnerstag spazierten wir noch durch Susdal, bevor wir dann wieder zurück nach Moskau fuhren.
Eindrücke aus dem Städtchen Susdal
Zum Schluss möchte ich noch allen ein frohes Weihnachtsfest, erholsame Feiertage und einen guten Rutsch ins neue Jahr wünschen! Bis bald!
Montag, 21. Dezember 2009
Montag, 14. Dezember 2009
Eishockey
Eishockey ist in Russland ein sehr populärer und traditioneller Sport. Die russische bzw. früher die sowjetische Nationalmannschaft zählte immer zu den besten weltweit. Eine sehr glorreiche Zeit hatte die Mannschaft zum Beispiel in den 60er, 70er und 80er Jahren des vergangenen Jahrhunderts. Insgesamt holte die Auswahl der Sowjetunion zwischen 1963 und 1990 bei 25 Weltmeisterschaften 20-mal den Titel und zwischen 1964 und 1992 wurde sie 7-mal Sieger bei 8 olympischen Turnieren. Nach 15 Jahren ohne Titel fand die „Sbornaja“ in den letzten Jahren wieder zu ehemaligen Erfolgen zurück. So wurde sie in den Jahren 2008 und 2009 jeweils Weltmeister und steht momentan an erster Stelle der IIHF Weltrangliste!
Aber nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch die nationale Liga ist im Aufwind. Seit 2008/09 gibt es die neue Kontinentale Hockey-Liga (KHL), eine Bestrebung nach einer Liga mit dem Vorbild der nordamerikanischen NHL. Sie erstreckt sich mit den bisherigen Teilnehmerländern Russland, Lettland, Kasachstan und Weißrussland auf den eurasischen Kontinent. Geld spielt dabei keine Rolle und somit zieht es in letzter Zeit immer mehr Stars nach Russland.
Letzten Mittwoch haben wir die Chance, dass Moskau auch einige gute Mannschaften beheimatet genutzt, und sahen uns das Spiel Dynamo Moskau gegen Lada Togliatti an. Es waren zwar nicht sehr viele Zuschauer, aber die Show, die geboten wurde, war wirklich super. Nach zwei torlosen Dritteln am Anfang, siegte am Ende Dynamo verdient durch 3 Tore im Schlussdrittel mit 3:0.
Die österreichischen Eishockeyfans
Anfangszeremonie mit Musik und Cheerleaders
Action am Eis
Das 2:0 für Dinamo und der Jubel unter den Spielern
Aber nicht nur die Nationalmannschaft, sondern auch die nationale Liga ist im Aufwind. Seit 2008/09 gibt es die neue Kontinentale Hockey-Liga (KHL), eine Bestrebung nach einer Liga mit dem Vorbild der nordamerikanischen NHL. Sie erstreckt sich mit den bisherigen Teilnehmerländern Russland, Lettland, Kasachstan und Weißrussland auf den eurasischen Kontinent. Geld spielt dabei keine Rolle und somit zieht es in letzter Zeit immer mehr Stars nach Russland.
Letzten Mittwoch haben wir die Chance, dass Moskau auch einige gute Mannschaften beheimatet genutzt, und sahen uns das Spiel Dynamo Moskau gegen Lada Togliatti an. Es waren zwar nicht sehr viele Zuschauer, aber die Show, die geboten wurde, war wirklich super. Nach zwei torlosen Dritteln am Anfang, siegte am Ende Dynamo verdient durch 3 Tore im Schlussdrittel mit 3:0.
Die österreichischen Eishockeyfans
Anfangszeremonie mit Musik und Cheerleaders
Action am Eis
Das 2:0 für Dinamo und der Jubel unter den Spielern
Samstag, 12. Dezember 2009
Besuch aus Österreich und Wintereinbruch
Obwohl Moskau eine äußerst interessante Stadt ist und wir hier und auf der Reise nach Sibirien schon viel erlebt haben, freut man sich trotzdem wenn Besuch von zuhause kommt. So geschehen in den letzten 2 Wochen:
Zuerst kamen mich 2 Freunde besuchen, die ich während meiner Zivildienst Zeit kennen gelernt habe, und vergangen Samstag kamen meine Eltern und mein Bruder Andreas für 4 Tage auf Besuch. Danke noch einmal an meine Mum, die mir soviele leckere Kekse mitgenommen hat. Diese haben übrigens auch im Studentenheim einen guten Anklang gefunden ;)
Das bekannte Kaufhaus GUM
Basilius-Kathedrale und Zarenglocke im Kreml
Der Präsidentenpalast und die Befestigungsmauern des Kremls
Gleichzeitig mit dem Besuch meiner Eltern ist auch der Winter eingebrochen. Am Montag hat es das erste Mal richtig geschneit und damit auch ein Chaos auf den Straßen ausgelöst. Insgesamt gab es an diesem Tag ca. 900 Kilometer Stau auf den Straßen Moskaus. Uns war das aber ziemlich egal, weil wir so wie so mit der Metro und zu Fuß unterwegs waren. Es war in Gegenteil sogar sehr schön, manche Sehenswürdigkeiten mit Schneebedeckung zu sehen.
Verschneite Basilius-Kathedrale und Lomonossov Universität
Christi-Erlöser-Kirche und Blick auf die Moskva und den Kreml bei Nacht
Auch zu Sylvester wird mich wieder eine Gruppe mit meinem jüngeren Bruder und weiteren 7 Laussingern und ehemaligen Laussinger besuchen kommen. Ich freue mich schon darauf, mit ihnen gemeinsam ins neue Jahr hinüber zu rutschen. Und Mitte Jänner werde ich dann noch einmal Besuch von einem gestandenen Laussinger bekommen und mit ihm dann gemeinsam heimfliegen.
Ich möchte mich noch einmal bei allen bedanken, die sich die Zeit nehmen und mich hier besuchen kommen. Ist wirklich immer eine nette Sache!!!
Zuerst kamen mich 2 Freunde besuchen, die ich während meiner Zivildienst Zeit kennen gelernt habe, und vergangen Samstag kamen meine Eltern und mein Bruder Andreas für 4 Tage auf Besuch. Danke noch einmal an meine Mum, die mir soviele leckere Kekse mitgenommen hat. Diese haben übrigens auch im Studentenheim einen guten Anklang gefunden ;)
Das bekannte Kaufhaus GUM
Basilius-Kathedrale und Zarenglocke im Kreml
Der Präsidentenpalast und die Befestigungsmauern des Kremls
Gleichzeitig mit dem Besuch meiner Eltern ist auch der Winter eingebrochen. Am Montag hat es das erste Mal richtig geschneit und damit auch ein Chaos auf den Straßen ausgelöst. Insgesamt gab es an diesem Tag ca. 900 Kilometer Stau auf den Straßen Moskaus. Uns war das aber ziemlich egal, weil wir so wie so mit der Metro und zu Fuß unterwegs waren. Es war in Gegenteil sogar sehr schön, manche Sehenswürdigkeiten mit Schneebedeckung zu sehen.
Verschneite Basilius-Kathedrale und Lomonossov Universität
Christi-Erlöser-Kirche und Blick auf die Moskva und den Kreml bei Nacht
Auch zu Sylvester wird mich wieder eine Gruppe mit meinem jüngeren Bruder und weiteren 7 Laussingern und ehemaligen Laussinger besuchen kommen. Ich freue mich schon darauf, mit ihnen gemeinsam ins neue Jahr hinüber zu rutschen. Und Mitte Jänner werde ich dann noch einmal Besuch von einem gestandenen Laussinger bekommen und mit ihm dann gemeinsam heimfliegen.
Ich möchte mich noch einmal bei allen bedanken, die sich die Zeit nehmen und mich hier besuchen kommen. Ist wirklich immer eine nette Sache!!!
Donnerstag, 26. November 2009
Reisebericht - Sibirienreise
Wie ich im letzten Eintrag bereits beschrieben habe, waren wir von 13.-23. November mit dem Zug von Moskau aus Richtung Sibirien und dem Baikalsee unterwegs. Es war eine beeindruckende Reise, auf der wir viel Verschiedenes gesehen und auch viele verschiedene Menschen kennen gelernt haben. Insgesamt legten wir auf der Hinfahrt zum Baikalsee über 5200 Kilometer zurück und verbrachten 85 Stunden im Zug.
Los ging es am Freitag, den 13. am Abend vom Kazanskyj Bahnhof in Moskau. Es gibt in Moskau nicht wirklich einen Hauptbahnhof, sondern einige kleinere Bahnhöfe, von denen aus die Züge in die verschiedensten Richtungen fahren. Wir fuhren auf der ganzen Reise in der Kategorie „Platzkart“, welche die billigste aber wahrscheinlich auch interessanteste Kategorie ist. 60 Personen sitzen und schlafen in diesen offenen Wagons der Kategorie „Platzkart“. Die anderen Kategorien sind „Koupe“ (4 Personen in einem geschlossenen Abteil) und „Luks“ (2 Personen in einem geschlossenen Abteil).
Bei der Abreise von Moskau, unsere "Platzkart"-Plätze
Als wir uns gerade gemütlich hingesetzt haben, begannen unsere Sitznachbarn ihr „Abendessen“ auszupacken. Da ich von der Vielfalt dieser Mahlzeit so beeindruckt war, fragte ich, ob ich nicht ein Foto davon machen könnte. Darauf sagten sie:“Natürlich, aber nur unter der Bedingung, dass ihr euch nachher zu uns setzt und ordentlich mitesst.“ Also machte ich ein paar Fotos und dann kosteten wir das mitgebrachte Essen unserer Nachbarn, welches von Schnitzel, Speck und Faschierten Laibchen bis hin zu Kartoffel, Gurken und anderem Gemüse reichte. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass unsere Gastgeberin eine Schuldirektorin aus Moskau ist und mit einer Schulklasse und Lehrerkollegen zu einer Exkursion nach Kazan unterwegs ist. Wir verbrachten noch einen lustigen Abend mit russischen Liedern und auch ein paar neue Toasts (Trinksprüche) konnten wir von dieser netten Partie lernen.
Unsere Freunde auf der Fahrt nach Kazan
Am nächsten Morgen kamen wir in Kazan an. Kazan liegt an der Wolga und ist das Zentrum des russischen Islams sowie die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Wir hatten im Vorhinein bereits ein Hostel gebucht. Da dieses aber ziemlich gut in einer Plattenbausiedlung versteckt war, mussten wir zuerst einmal eine Stunde suchen, bis wir dann den richtigen Eingang fanden.
Unser Hostel und der Aufzug zum Zimmer
Wir besichtigten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und am Abend machten wir uns dann in eine Bierbar um sich das Fußball-Relegationsspiel zwischen Russland und Slowenien anzusehen. Zufälligerweise trafen wir dort auf ein paar Österreicher, die auch in Moskau studieren und gemeinsam mit den Russen hofften wir dann auf einen guten Matchausgang für Russland. Den Sonntag verbrachten wir wieder mit Sightseeing und am Abend machten wir uns dann auf zu unserer nächsten Station: Jekaterinburg.
Die Wolga bei Kazan, Kreml von Kazan
Palast des Präsidenten von Tatarstan, Moschee im Kreml
Fußgängerzone im Stadtzentrum, die Moschee bei Nacht
Unsere Bierbar mit Gratisbemalung
Die Reise nach Jekaterinburg war nicht ganz so gemütlich wie jene nach Kazan. Wir teilten unseren Wagon mit Waldarbeitern, die ein halbes Jahr in Sibirien verbracht haben. Interessant waren ihre Essensmanieren, weil sie nämlich in etwa mit denen der Tiger und Löwen, die wir ein paar Tage später in Novosibirsk im Zoo bei der Fütterung sahen, vergleichbar waren. Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, erzählte mir einer der Waldarbeiter von seinem Leben: In seiner Heimatstadt Ufa würde er ca. 5000 Rubel (120 Euro) im Monat verdienen und das bei Lebenskosten, die nicht gravierend niedriger als die in Österreich sind. Wenn man wirklich tüchtig arbeite, wären vielleicht 10000 Rubel möglich. Aber wo soll man arbeiten hingehen, fragte er mich. Viele Werke haben aufgrund der Krise geschlossen und die Arbeitslosenrate stieg exorbitant. Darum verbringt er ein halbes Jahr im Wald in Sibirien, wo er immerhin ca. 500€ im Monat verdienen kann. Dafür arbeiten sie dort auch ca. 10 Stunden am Tag und 6 Tage in der Woche.
Unser Waldarbeiter aus Sibirien, eine "Prowodniza" = Zugbegleiterin
Wir kamen zu Mittag in Jekaterinburg an und schauten uns am Nachmittag die wichtigsten Bauwerke sowie Restaurants und Bars zum Aufwärmen an. In einem dieser Restaurants waren wir ziemlich überrascht: gab es doch tatsächlich Glühwein. Das weckte wieder ein paar Heimatgefühle und die Sehnsucht nach einem Punsch auf einem Weihnachtsmarkt. Am Abend ging es dann weiter auf die dritte, ca. 24-stündige Etappe nach Novosibirsk.
Bahnhof und Oper in Jekaterinburg
Die Kathedrale des Bluts und ein guter Glühwein in Asien
Am Dienstagabend kamen wir in Novosibirsk an und mussten uns zuerst einmal ein Quartier suchen, weil wir im Vorhinein nichts gebucht haben. Wir hatten aber Glück und fanden direkt am Bahnhof ein einigermaßen günstiges und vor allem sauberes Quartier mit ordentlichem WC und Dusche. Der Bahnhof in Novosibirsk ist übrigens der größte in Russland und hat die Form einer großen Lokomotive. Am nächsten Tag spazierten wir ein wenig durch Novosibirsk, schauten uns u.a. die Oper an und gingen am Nachmittag in den Zoo. Natürlich waren schon Teile davon geschlossen, aber wir konnten trotzdem einen „Liger“, eine Mischung aus Löwe und Tiger, und viele andere Tiere sehen.
Bahnhof und Zoopark mit einem "Liger"
Am Abend starteten wir unsere letzte Etappe – 33 Stunden durchgehend von Novosibirsk nach Irkutsk. Die Fahrt war eigentlich wieder relativ angenehm, bis auf einen Sitznachbarn der ungefähr mit einer Lautstärke von vermutlich über 100 Dezibel schnarchte. Dafür war er aber am Tag ganz ruhig.
Aufnahmen während der Fahrt
Als wir am Freitag in Irkutsk ankamen, fuhren wir vom Busbahnhof aus Richtung Olchon Insel, deren Ureinwohner die Burjaten sind. Die Fahrt dauerte ca. 6 Stunden, u.a. auch deshalb weil der letzte Teil der Straßen nicht mehr asphaltiert ist und daher ziemlich holprig ist. Dafür entschädigte die Landschaft auf den Olchon Inseln für die mühsame Anfahrt. Riesigen Spaß machte auch das Herum klettern auf den eisbedeckten Steinen im See. Solange bis wir fast hinein gefallen wären;)
Anlegestelle der Fähre am bereits teilweise zugefrorenen Baikalsee
Landschaft auf Olchon und herum klettern auf den vereisten Steinen
Untergebracht waren wir bei Nikita in einem kleinen Dorf namens „Chushir“. Nikita ist so ziemlich die bekannteste Herberge auf Olchon, er startete vor einigen Jahren und hat mittlerweile schon einige Holzhütten und traditionelle mongolische Jurten in denen er Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen anbietet. Für 25€ bekommt man zusätzlich noch Frühstück, Mittagessen und Abendessen und das ganze war wirklich ausgezeichnet. Meistens gibt es Fisch und einfache Gerichte, aber es war wirklich alles köstlich zubereitet. Außerdem kann man die Sauna gratis benützen. Wir haben dieses Angebot natürlich gleich ausgenützt und als wir schön langsam zum Schwitzen begonnen haben, fiel plötzlich der Strom aus. Irgendwie haben wir aber trotzdem wir nichts sahen zum Ausgang gefunden und nach etwa 15 Minuten funktionierte die Stromversorgung wieder. Das Warmwasser in der Sauna haben wir auch zum Duschen verwendet, weil es in diesem Ort noch immer kein fließendes Wasser gibt. Dafür gibt es 3 Handymasten und seit 2005 Strom.
Das Dorf Chushir, unsere Unterkunft und auf dem Weg zur Sauna
Nach 2 Nächten auf Olchon fuhren wir wieder zurück nach Irkutsk und sahen uns diese Stadt noch an. Am Montag ging es schließlich von dort aus mit einem 6-Stunden Flug wieder zurück nach Moskau.
Irkutsk bei -16°
Die Angara (der einzige Abfluss des Baikalsee), Flughafen
Müde von der Reise
Es war eine wirklich abwechslungsreiche Reise, auf der wir auch den Unterschied zum Leben in Moskau gut beobachten konnten. Die endlosen Weiten der Taiga, durch die man stundenlang mit dem Zug hindurch fährt und nur selten ein kleines Dörfchen sieht. Dann wieder die großen Städte in Sibirien mit den großen Flüssen wie Jenissej, Ob oder Angara. Und am meisten beeindruckten die großen Distanzen: trotzdem wir bereits 5000 Kilometer unterwegs waren, braucht es noch einmal fast dasselbe um das andere Ende dieses Landes zu erreichen.
Los ging es am Freitag, den 13. am Abend vom Kazanskyj Bahnhof in Moskau. Es gibt in Moskau nicht wirklich einen Hauptbahnhof, sondern einige kleinere Bahnhöfe, von denen aus die Züge in die verschiedensten Richtungen fahren. Wir fuhren auf der ganzen Reise in der Kategorie „Platzkart“, welche die billigste aber wahrscheinlich auch interessanteste Kategorie ist. 60 Personen sitzen und schlafen in diesen offenen Wagons der Kategorie „Platzkart“. Die anderen Kategorien sind „Koupe“ (4 Personen in einem geschlossenen Abteil) und „Luks“ (2 Personen in einem geschlossenen Abteil).
Bei der Abreise von Moskau, unsere "Platzkart"-Plätze
Als wir uns gerade gemütlich hingesetzt haben, begannen unsere Sitznachbarn ihr „Abendessen“ auszupacken. Da ich von der Vielfalt dieser Mahlzeit so beeindruckt war, fragte ich, ob ich nicht ein Foto davon machen könnte. Darauf sagten sie:“Natürlich, aber nur unter der Bedingung, dass ihr euch nachher zu uns setzt und ordentlich mitesst.“ Also machte ich ein paar Fotos und dann kosteten wir das mitgebrachte Essen unserer Nachbarn, welches von Schnitzel, Speck und Faschierten Laibchen bis hin zu Kartoffel, Gurken und anderem Gemüse reichte. Mit der Zeit stellte sich heraus, dass unsere Gastgeberin eine Schuldirektorin aus Moskau ist und mit einer Schulklasse und Lehrerkollegen zu einer Exkursion nach Kazan unterwegs ist. Wir verbrachten noch einen lustigen Abend mit russischen Liedern und auch ein paar neue Toasts (Trinksprüche) konnten wir von dieser netten Partie lernen.
Unsere Freunde auf der Fahrt nach Kazan
Am nächsten Morgen kamen wir in Kazan an. Kazan liegt an der Wolga und ist das Zentrum des russischen Islams sowie die Hauptstadt der autonomen Republik Tatarstan. Wir hatten im Vorhinein bereits ein Hostel gebucht. Da dieses aber ziemlich gut in einer Plattenbausiedlung versteckt war, mussten wir zuerst einmal eine Stunde suchen, bis wir dann den richtigen Eingang fanden.
Unser Hostel und der Aufzug zum Zimmer
Wir besichtigten die wichtigsten Sehenswürdigkeiten und am Abend machten wir uns dann in eine Bierbar um sich das Fußball-Relegationsspiel zwischen Russland und Slowenien anzusehen. Zufälligerweise trafen wir dort auf ein paar Österreicher, die auch in Moskau studieren und gemeinsam mit den Russen hofften wir dann auf einen guten Matchausgang für Russland. Den Sonntag verbrachten wir wieder mit Sightseeing und am Abend machten wir uns dann auf zu unserer nächsten Station: Jekaterinburg.
Die Wolga bei Kazan, Kreml von Kazan
Palast des Präsidenten von Tatarstan, Moschee im Kreml
Fußgängerzone im Stadtzentrum, die Moschee bei Nacht
Unsere Bierbar mit Gratisbemalung
Die Reise nach Jekaterinburg war nicht ganz so gemütlich wie jene nach Kazan. Wir teilten unseren Wagon mit Waldarbeitern, die ein halbes Jahr in Sibirien verbracht haben. Interessant waren ihre Essensmanieren, weil sie nämlich in etwa mit denen der Tiger und Löwen, die wir ein paar Tage später in Novosibirsk im Zoo bei der Fütterung sahen, vergleichbar waren. Nachdem sie mit dem Essen fertig waren, erzählte mir einer der Waldarbeiter von seinem Leben: In seiner Heimatstadt Ufa würde er ca. 5000 Rubel (120 Euro) im Monat verdienen und das bei Lebenskosten, die nicht gravierend niedriger als die in Österreich sind. Wenn man wirklich tüchtig arbeite, wären vielleicht 10000 Rubel möglich. Aber wo soll man arbeiten hingehen, fragte er mich. Viele Werke haben aufgrund der Krise geschlossen und die Arbeitslosenrate stieg exorbitant. Darum verbringt er ein halbes Jahr im Wald in Sibirien, wo er immerhin ca. 500€ im Monat verdienen kann. Dafür arbeiten sie dort auch ca. 10 Stunden am Tag und 6 Tage in der Woche.
Unser Waldarbeiter aus Sibirien, eine "Prowodniza" = Zugbegleiterin
Wir kamen zu Mittag in Jekaterinburg an und schauten uns am Nachmittag die wichtigsten Bauwerke sowie Restaurants und Bars zum Aufwärmen an. In einem dieser Restaurants waren wir ziemlich überrascht: gab es doch tatsächlich Glühwein. Das weckte wieder ein paar Heimatgefühle und die Sehnsucht nach einem Punsch auf einem Weihnachtsmarkt. Am Abend ging es dann weiter auf die dritte, ca. 24-stündige Etappe nach Novosibirsk.
Bahnhof und Oper in Jekaterinburg
Die Kathedrale des Bluts und ein guter Glühwein in Asien
Am Dienstagabend kamen wir in Novosibirsk an und mussten uns zuerst einmal ein Quartier suchen, weil wir im Vorhinein nichts gebucht haben. Wir hatten aber Glück und fanden direkt am Bahnhof ein einigermaßen günstiges und vor allem sauberes Quartier mit ordentlichem WC und Dusche. Der Bahnhof in Novosibirsk ist übrigens der größte in Russland und hat die Form einer großen Lokomotive. Am nächsten Tag spazierten wir ein wenig durch Novosibirsk, schauten uns u.a. die Oper an und gingen am Nachmittag in den Zoo. Natürlich waren schon Teile davon geschlossen, aber wir konnten trotzdem einen „Liger“, eine Mischung aus Löwe und Tiger, und viele andere Tiere sehen.
Bahnhof und Zoopark mit einem "Liger"
Am Abend starteten wir unsere letzte Etappe – 33 Stunden durchgehend von Novosibirsk nach Irkutsk. Die Fahrt war eigentlich wieder relativ angenehm, bis auf einen Sitznachbarn der ungefähr mit einer Lautstärke von vermutlich über 100 Dezibel schnarchte. Dafür war er aber am Tag ganz ruhig.
Aufnahmen während der Fahrt
Als wir am Freitag in Irkutsk ankamen, fuhren wir vom Busbahnhof aus Richtung Olchon Insel, deren Ureinwohner die Burjaten sind. Die Fahrt dauerte ca. 6 Stunden, u.a. auch deshalb weil der letzte Teil der Straßen nicht mehr asphaltiert ist und daher ziemlich holprig ist. Dafür entschädigte die Landschaft auf den Olchon Inseln für die mühsame Anfahrt. Riesigen Spaß machte auch das Herum klettern auf den eisbedeckten Steinen im See. Solange bis wir fast hinein gefallen wären;)
Anlegestelle der Fähre am bereits teilweise zugefrorenen Baikalsee
Landschaft auf Olchon und herum klettern auf den vereisten Steinen
Untergebracht waren wir bei Nikita in einem kleinen Dorf namens „Chushir“. Nikita ist so ziemlich die bekannteste Herberge auf Olchon, er startete vor einigen Jahren und hat mittlerweile schon einige Holzhütten und traditionelle mongolische Jurten in denen er Übernachtungsmöglichkeiten für Touristen anbietet. Für 25€ bekommt man zusätzlich noch Frühstück, Mittagessen und Abendessen und das ganze war wirklich ausgezeichnet. Meistens gibt es Fisch und einfache Gerichte, aber es war wirklich alles köstlich zubereitet. Außerdem kann man die Sauna gratis benützen. Wir haben dieses Angebot natürlich gleich ausgenützt und als wir schön langsam zum Schwitzen begonnen haben, fiel plötzlich der Strom aus. Irgendwie haben wir aber trotzdem wir nichts sahen zum Ausgang gefunden und nach etwa 15 Minuten funktionierte die Stromversorgung wieder. Das Warmwasser in der Sauna haben wir auch zum Duschen verwendet, weil es in diesem Ort noch immer kein fließendes Wasser gibt. Dafür gibt es 3 Handymasten und seit 2005 Strom.
Das Dorf Chushir, unsere Unterkunft und auf dem Weg zur Sauna
Nach 2 Nächten auf Olchon fuhren wir wieder zurück nach Irkutsk und sahen uns diese Stadt noch an. Am Montag ging es schließlich von dort aus mit einem 6-Stunden Flug wieder zurück nach Moskau.
Irkutsk bei -16°
Die Angara (der einzige Abfluss des Baikalsee), Flughafen
Müde von der Reise
Es war eine wirklich abwechslungsreiche Reise, auf der wir auch den Unterschied zum Leben in Moskau gut beobachten konnten. Die endlosen Weiten der Taiga, durch die man stundenlang mit dem Zug hindurch fährt und nur selten ein kleines Dörfchen sieht. Dann wieder die großen Städte in Sibirien mit den großen Flüssen wie Jenissej, Ob oder Angara. Und am meisten beeindruckten die großen Distanzen: trotzdem wir bereits 5000 Kilometer unterwegs waren, braucht es noch einmal fast dasselbe um das andere Ende dieses Landes zu erreichen.
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